THEORIE DER PRAXIS – PRAXIS DER THEORIE

Joa Hug (Artistic Research Lab), W139/Amsterdam
© Annesofie Norn

Künstler und Wissenschaftler forschen – aber wie und woran? Was lässt sich voneinander lernen und wo sind Abgrenzungen nötig und sinnvoll? Im Mittelpunkt der Debatte um „Artistic Research“, d.h. hier vor allem der Forschung im und durch den Tanz, stehen sowohl die Inhalte und strukturellen Bedingungen als auch die spezifischen Methoden sowie performative und diskursive Präsentationsformen. Anhand von konkreten Fallbeispielen, wie etwa Projekten zum alternden Körper, zu Architektur, zu interdisziplinären, kollektiven Arbeitsweisen oder zur Visualisierung von Kompositionsprinzipien, diskutieren Künstler und Wissenschaftler im Dialog mit weiteren geladenen Experten ihre jeweiligen Positionen. Vertreten sind u.a. Deborah Hay und Anne Teresa De Keersmaeker, die in aktuellen Publikationen ihre eigene Arbeitsweise systematisiert und reflektiert haben.

 

Fr, 7. Juni    16:00

  • 16:00 - 16:45    Capitol, Club Video

    The Continuity of Discontinuity

    Readings about Non-linear Learning

    D. Hay

    Mitglied der Judson Church Bewegung, Kommunenchefin im ländlichen Vermont und nun Mentorin für die nächsten Generationen der Tanz-Innovatoren sowie Coach renommierter Tanzcompagnien wie Rosas – Deborah Hays künstlerische Karriere ist voller scheinbarer Widersprüche, die sich jedoch bei genauerem Hinsehen zu einer kontinuierlichen Entwicklung fügen. In ihrem neuesten Buchprojekt ‚The Continuity of Discontinuity‘ untersucht die „Grande Dame“ des Postmodern Dance, wie sich ihr Verständnis vom eigenen Schaffen durch die Weitergabe ihrer Solostücke an professionelle Tänzer verändert hat. Kern von Hays Arbeit und Lehre ist der Dialog mit dem tanzenden Körper, der für sie immer auch eine spirituelle Dimension hat.

    Deborah Hay (USA) Choreografin

Fr, 7. Juni    18:00

  • 18:15 - 19:00    tanzhaus, Kleiner Saal Video

    Tanz im kritischen Diskurs über das Altern

    S. Martin, K. Mezur
    Tanz im kritischen Diskurs über das Altern© Rita Roberto

    Susanne Martins Lecture Demonstration setzt sich choreografisch mit dem alternden weiblichen Tänzerkörper auseinander. Sie wehrt sich gegen die Glorifizierung von Jugend und Makellosigkeit in unserer Gesellschaft, für die der Körper einer Tänzerin immer unzureichend, immer bereits zu alt ist. In ihrer Tanz- und Performancepraxis sucht Martin nach Mitteln, um das kritische und subversive Potenzial des Alterungsprozesses zu nutzen. Ein sehr persönlicher Ansatz, der sich gleichzeitig auf theoretische Diskurse beruft, die sich seit den 1990er Jahren im Feld der „Critical Age Studies“ entwickelt haben.

    Susanne Martin (D) Choreografin
    Respondentin:
    Katherine Mezur (USA) Tanzwissenschaftlerin

Sa, 8. Juni    10:00

  • 10:00 - 10:45    Capitol, Club Video

    Wie wissen wir, was wir wissen?

    Zur Methodik von Practice as Research

    R. Nelson

    In seinem Vortrag versucht der Theaterwissenschaftler Robin Nelson, den Begriff der künstlerischen Forschung als „Practice as Research“ (PaR) zu definieren. Hierfür gibt er einen Überblick über die Entwicklung der international geführten Debatte um die Forschung in der Kunst und erklärt die Bedingungen für die Akzeptanz des Begriffs innerhalb der akademischen Welt. Darüber hinaus zeigt er auf, warum PaR in manchen Bereichen nach wie vor auf erbitterten Widerstand stößt. Schließlich erläutert er, wie PaR das Ineinandergreifen von ­Theorie und Praxis in den Vordergrund stellt und sich innerhalb des dynamischen Zusammen­spiels dreier Formen von Wissen verortet. Seine Kernfragen lauten: Wie ­wissen wir? Was wissen wir? Und: Wie wissen wir, was wir wissen?

    Robin Nelson (UK) Theaterwissenschaftler

Sa, 8. Juni    11:00

  • 11:00 - 12:30    Capitol, Studio

    Dance Engaging Science

    M. Bleeker, S. deLahunta, A. Noë, M. Steinbusch, F. Vass-Rhee
    Dance Engaging Science© Jessica Schäfer

    Experten aus Tanzpraxis, Medizin und ­Bildung sowie Spezialisten aus den ­Bereichen Philosophie, kognitive Psycho­logie, Neurowissenschaft, Anthropologie, Architektur und Kulturwissenschaften haben in mehreren ‚Dance Engaging Science‘ Arbeitstreffen neue Formen kollaborativer Forschung im Bereich Tanz entwickelt. In einer offenen Diskussion stellen die Mit­glieder der Gruppe Alva Noë, Michael Steinbusch, Maaike Bleeker und Freya Vass-Rhee ein erstes Thesenpapier über ­die Rahmenbedingungen und den Nutzen ­dieses innovativen Forschungsansatzes vor ­und berichten von ihren Erfahrungen.

    Maaike Bleeker (NL) Kulturwissenschaftlerin
    Alva Noë (USA) Philosoph
    Michael Steinbusch (D) Architekt
    Freya Vass-Rhee (D) Dramaturgin The Forsythe Company

    Moderation:
    Scott deLahunta (D) Projektleiter Motion Bank
    Unterstützt von Volkswagen Stiftung

  • 11:15 - 12:45    tanzhaus, Studio 2

    Artistic Research Lab: The Tandem Series

    K. Münker, R. Fischer
    Artistic Research Lab: The Tandem Series© Maria Silvano

    ‚The Tandem Series‘ versucht, die Trennung zwischen Theorie und Praxis aufzuheben. In drei Tandems arbeiten jeweils ein Künstler und ein Wissenschaftler zusammen. So untersuchen die Choreografin Katja Münker und der ­Kulturwissenschaftler Ralph Fischer das Phänomen „Gehen” im ­Performance-Kontext, die Tänzerin Paula Kramer und die Philosophin Wallace Heim beschäftigen sich mit ortsspezifischen Performances zu den Themen Landschaft, Natur und Ökologie, und der Tänzer Joa Hug erforscht gemeinsam mit der Philosophin Mónica Alarcón, welches spezifische Wissen durch tänzerische Praxis ­entsteht. Abschließend werden die Eindrücke, Einsichten und ­Erfahrungen aus den Tandems in einem Wrap-up von Robin Nelson zusammengetragen und mit Blick auf die Diskussion um künstlerische Forschung ausgewertet.

    Konzept:
    Joa Hug (D) in Zusammenarbeit mit Paula Kramer, Katja Münker (D)

    Tandem 1: Im Gehen

    Katja Münker (D) Tänzerin, Choreografin
    Ralph Fischer (D) Kulturwissenschaftler

Sa, 8. Juni    16:00

  • 16:00 - 17:30    Capitol, Theatersaal Video

    A Choreographer’s Score

    B. Cvejić, A. T. De Keersmaeker, B. Masuch
    A Choreographer’s Score© Anne Van Aerschot

    Woher kamen die Tanzbewegungen von ‚Fase‘? Wie entstand die Struktur, und wie kam es zum Einsatz des Kontrapunkts? Gemeinsam mit der Performancetheoretikerin Bojana Cvejić hat Anne Teresa De Keersmaeker einen multimedialen Leitfaden zum Verständnis ihrer frühen Werke ‚Fase‘, ‚Rosas danst Rosas‘, ‚Elena’s Aria‘ und ‚Bartók’s String Quartet No. 4‘ entwickelt. Das Buch ‚A Choreographer‘s Score‘ fasst detaillierte Beschreibungen, Skizzen und Fotos zusammen und ergänzt sie durch Videoaufnahmen, in denen die Choreografin bestimmte Sequenzen demonstriert. Beim Tanzkongress stellen De Keersmaeker und Cvejić das Projekt im Gespräch mit Bettina Masuch vor und zeigen Auszüge aus ­‘Violin Phase’.

    Anne Teresa de Keersmaeker (B) Choreografin
    Bojana Cvejić (B) Performancetheoretikerin und -künstlerin

    Moderation:
    Bettina Masuch (D) Kuratorin

  • 16:00 - 17:30    tanzhaus, Studio 6

    Artistic Research Lab: The Tandem Series

    P. Kramer, W. Heim
    Artistic Research Lab: The Tandem Series© Stephen Bottoms

    ‚The Tandem Series‘ versucht, die Trennung zwischen Theorie und Praxis aufzuheben. In drei Tandems arbeiten jeweils ein Künstler und ein Wissenschaftler zusammen. So untersuchen die Choreografin Katja Münker und der ­Kulturwissenschaftler Ralph Fischer das Phänomen „Gehen” im ­Performance-Kontext, die Tänzerin Paula Kramer und die Philosophin Wallace Heim beschäftigen sich mit ortsspezifischen Performances zu den Themen Landschaft, Natur und Ökologie, und der Tänzer Joa Hug erforscht gemeinsam mit der Philosophin Mónica Alarcón, welches spezifische Wissen durch tänzerische Praxis ­entsteht. Abschließend werden die Eindrücke, Einsichten und ­Erfahrungen aus den Tandems in einem Wrap-up von Robin Nelson zusammengetragen und mit Blick auf die Diskussion um künstlerische Forschung ausgewertet.

    Wir arbeiten draußen, bitte entsprechend kleiden

    Konzept:
    Joa Hug (D) in Zusammenarbeit mit Paula Kramer, Katja Münker (D)

    Tandem 2: Körper, Ding, Material: Berührung und Begegnung

    Paula Kramer (D/UK) Tänzerin, Forscherin
    Wallace Heim (UK) Autorin, Philosphin

So, 9. Juni    10:00

  • 10:00 - 11:30    tanzhaus, Studio 2

    Artistic Research Lab: The Tandem Series

    J. Hug, M. Alarcón

    ‚The Tandem Series‘ versucht, die Trennung zwischen Theorie und Praxis aufzuheben. In drei Tandems arbeiten jeweils ein Künstler und ein Wissenschaftler zusammen. So untersuchen die Choreografin Katja Münker und der ­Kulturwissenschaftler Ralph Fischer das Phänomen „Gehen” im ­Performance-Kontext, die Tänzerin Paula Kramer und die Philosophin Wallace Heim beschäftigen sich mit ortsspezifischen Performances zu den Themen Landschaft, Natur und Ökologie, und der Tänzer Joa Hug erforscht gemeinsam mit der Philosophin Mónica Alarcón, welches spezifische Wissen durch tänzerische Praxis ­entsteht. Abschließend werden die Eindrücke, Einsichten und ­Erfahrungen aus den Tandems in einem Wrap-up von Robin Nelson zusammengetragen und mit Blick auf die Diskussion um künstlerische Forschung ausgewertet.

    Konzept:
    Joa Hug (D) in Zusammenarbeit mit Paula Kramer, Katja Münker (D)

    Tandem 3: Verkörpertes Wissen

    Joa Hug (D) Tänzer, Forscher
    Mónica Alarcón (D) ­Philosophin

  • 10:00 - 13:00    tanzhaus, Großer Saal Video

    Here is You and not Me

    Über das Verhältnis von Tanz und Architektur

    D. Bateman, S. Grau, M. Maurissens, S. Perry, M. Steinbusch, A. Ster
    Here is You and not Me© MichaelDouglas Kollektiv

    Tanz und Architektur strukturieren den Raum sowohl durch Bewegung als auch durch Begrenzung. Mitglieder des Kölner MichaelDouglas Kollektivs und der Architekt Michael Steinbusch geben Einblicke in ihre langjährige Forschungsarbeit zu den Wechselwirkungen zwischen beiden Disziplinen. Das Labor ­bindet die Teilnehmer als Tänzer ein und erforscht in einfachen Übungen das Zusammenspiel von Körpern, Raum und Objekten.

    Douglas Bateman, Michael Maurissens, Susanne Grau, Sabina Perry, Adam Ster (D) Tänzer, Choreografen, Mitglieder MichaelDouglas Kollektiv
    Michael Steinbusch (D) Architekt

So, 9. Juni    13:00

  • 13:00 - 14:00    tanzhaus, Studio 2 Video

    Artistic Research Lab: The Tandem Series

    Wrap-up: Synthese Tandem Series

    J. Hug, P. Kramer, K. Münker, R. Nelson

    ‚The Tandem Series‘ versucht, die Trennung zwischen Theorie und Praxis aufzuheben. In drei Tandems arbeiten jeweils ein Künstler und ein Wissenschaftler zusammen. So untersuchen die Choreografin Katja Münker und der ­Kulturwissenschaftler Ralph Fischer das Phänomen „Gehen” im ­Performance-Kontext, die Tänzerin Paula Kramer und die Philosophin Wallace Heim beschäftigen sich mit ortsspezifischen Performances zu den Themen Landschaft, Natur und Ökologie, und der Tänzer Joa Hug erforscht gemeinsam mit der Philosophin Mónica Alarcón, welches spezifische Wissen durch tänzerische Praxis ­entsteht. Abschließend werden die Eindrücke, Einsichten und ­Erfahrungen aus den Tandems in einem Wrap-up von Robin Nelson zusammengetragen und mit Blick auf die Diskussion um künstlerische Forschung ausgewertet.

    Konzept:
    Joa Hug (D) in Zusammenarbeit mit Paula Kramer, Katja Münker (D)

    Wrap-up: Synthese Tandem Series

    Robin Nelson (UK) Theaterwissenschaftler
    Joa Hug (D) Tänzer, Forscher
    Paula Kramer (D) Tänzerin, Forscherin
    Katja Münker (D) Tänzerin, Choreografin