BEDINGUNGEN VERHANDELN


© Steffen Klaiber

Unter welchen Bedingungen wird Tanz auf lokaler, nationaler und globaler Ebene vermittelt, produziert und präsentiert? Neben der Debatte über den kulturpolitischen Stellenwert des Tanzes in Kommunen und Bundesländern geht es in diesem Themenblock sowohl um die Programmpolitiken in Austauschprojekten zwischen Europa und Afrika als auch um von Künstlern initiierte Netzwerke der kulturübergreifenden Tanzproduktion jenseits staatlicher Subventionen. Weitere Veranstaltungen befassen sich mit der Zukunft von Repertoire-Compagnien sowie mit der Förderung von Nachwuchskünstlern. Tanzinstitutionen wie das tanzhaus nrw werden als soziale und architektonische Gebilde erkundet und Tanzfestivals auf ihre Darstellung kultureller Unterschiede hin untersucht.

Fr, 7. Juni    15:00

  • 15:00 - 16:45    tanzhaus, Studio 4

    The Value of Dance

    Internationale Tanz-Institutionen

    Kann man den Wert des Tanzes definieren? Auf welche Weise können die Bedingungen für den Tanz strukturell verbessert werden? Arts Councils und nationale Tanzinstitutionen sind aufgefordert, zwischen Künstlern, dem Publikum und politischen Entscheidungsträgern zu vermitteln. Exemplarisch präsentieren internationale Vertreterinnen dieser Organisationen Strategien, um den Tanz wirkungsvoller in der Gesellschaft zu positionieren. Kurzen Beiträgen folgt eine offene Diskussion. Was müssen wir tun, um den Stellenwert des Tanzes zu verbessern – in unseren eigenen aber auch im Austausch mit anderen Ländern?

    Mit Arts Council England, Centre National de la Danse, Institute of Music and Dance Poland, Dance UK, Reso-Tanznetzwerk Schweiz, Vlaams Theater Instituut, World Dance Alliance, Tanzfonds und andere

Fr, 7. Juni    18:00

  • 18:00 - 19:30    Capitol, Club Video

    Neue Wege in der Tanzförderung

    R. Deutschmann, M. Freundt, H.-G. Küppers, B. Müller, T. Müller, U. Schäfer, S. Thiersch, H. Völckers, H. Waldmann, G. Zöllig

    Tanz wird in Deutschland in enormer Vielfalt produziert, aber diese ist kaum sichtbar. Produktionen an den festen Häusern sind oft nur lokal zu sehen. Nur selten entstehen aus freien Projekten auch freie Compagnien. Auf der einen Seite fehlt Flexibilität, auf der anderen Kontinuität. Während die Künstler schon überregional und international arbeiten, denkt Kulturpolitik noch immer in abgegrenzten Bereichen: der Stadt, dem Land, dem festen Haus, der freien Szene. Warum entwickeln Politiker nicht eine Tanzförderung, die Städte, Länder und den Bund miteinander verbindet? Und wer ergreift die Initiative?

    Reiner Deutschmann (D) kulturpolitischer Sprecher FDP, MdB
    Hans-Georg Küppers (D) Kulturreferent der Stadt München
    Bertram Müller (D) Dachverband Tanz
    Ute Schäfer (D) Ministerin für Kultur Land NRW, SPD
    Hortensia Völckers (D) Künstlerische Direktorin ­Kulturstiftung des Bundes

    Kurzstatements:
    Gregor Zöllig (D) Choreograf, Leiter Tanztheater, Theater Bielefeld
    Stefanie Thiersch (D), Helena Waldmann (D) Choreografinnen
    Moderation:
    Tobi Müller (D) Journalist
    Konzept:
    Michael Freundt (D) Dachverband Tanz Deutschland

Sa, 8. Juni    10:00

  • 10:00 - 12:45    tanzhaus, Studio 5

    Entry and Exit

    Übergang von Ausbildung zu professioneller Karriere

    G. Beier, K. Evert, M. Quabbe, M. Uhl
    Entry and Exit© Uferstudios

    Wie tritt man ein in den Status eines „emerging artist“, eines Künstlers am Anfang seiner Karriere, und was definiert diesen? Das Alter, der Ausbildungsabschluss, die Arbeitserfahrung, die Höhe des Honorars? Ist das Etikett „künstlerischer Hoffnungsträger“ tatsächlich karrierefördernd? Und wenn nein, wie wird man es wieder los? Dieses Labor eröffnet eine Diskussion um Förderrichtlinien und Programmformate, zwischen Studierenden, die vor den ersten Schritten im professionellen Tanzmarkt stehen, und Choreografen, die persönliche Erfahrungen mit Nachwuchsformaten gemacht haben. Die Ergebnisse ihrer Bestands­aufnahmen fließen in die Diskussion der Veranstaltung ‚Emerging Artists: Zwischen Tanzausbildung und Tanzmarkt‘.

    Anmeldung am Info-Counter im Kongresszentrum

    Konzept/Moderation:
    Kerstin Evert (D) Leiterin K3 – Zentrum für Choreografie
    Matthias Quabbe (D) Dramaturg K3 – Zentrum für Choreografie
    Gabi Beier (D) Künstlerische Leiterin ada Studio
    Mareike Uhl (D) Projektleitung Tanzlabor_21

Sa, 8. Juni    12:00

  • 12:00 - 12:45    Capitol, Club Video

    Die Vermarktung des Lokalen in einer globalen Ökonomie

    J. O’Shea

    Auf internationalen Tanzfestivals treffen nationale Identitäten, lokale Verankerungen und globale ökonomische Überlegungen zusammen. Die Kulturwissenschaftlerin Janet O‘Shea vergleicht das spektakuläre Festival of India und das ursprünglich alternative, lokal verankerte Londoner Festival Dance Umbrella miteinander. Sie stellt die Frage, ob es möglich ist, durch die Programmgestaltung eines Festivals eine Art von politischem Widerstand zu leisten. An der Schnittstelle zwischen lokaler und ­internationaler Ebene sind Festivals eminent schwierige diplomatische Balanceakte. Ihre Möglichkeiten, kulturelle Unterschiede zu präsentieren, hängen entscheidend von der gegenwärtigen Einwanderungspolitik ab.

    Janet O‘Shea (USA) Kulturwissenschaftlerin

Sa, 8. Juni    14:00

  • 14:00 - 14:45    Capitol, Theatersaal Video

    Tanz den freien Markt

    Tilts und Moves im zeitgenössischen Tanz

    S. Sörgel

    Künstler wie Akram Khan, Sidi Larbi ­Cherkaoui, Faustin Linyekula, Monika ­Gintersdorfer und Gregory Maqoma ­verfolgen eine Politik der Deterritorialisierung und Kollaboration. Sie bilden Netzwerke jenseits staatlicher Förderpolitik und arbeiten gleichzeitig mit nationalen Stiftungen, Festivals und Förderinstitutionen zusammen. In dem allgemeinen Klima ­globaler Wirtschaftskrise wird der zeitgenössische Tanz somit zum Modellfall einer Produktionsweise, die nicht nur kulturelle Eigenheiten bewahrt, sondern darüber ­hinaus auch neue tragfähige Formen der Zusammenarbeit entwickelt. Ermöglichen solche Arbeitsweisen tatsächlich die globale Umverteilung symbolischen Kapitals oder bedienen sie lediglich das Klischee einer „guten“ Globalisierung?

    Sabine Sörgel (D/UK) Theaterwissenschaftlerin

Sa, 8. Juni    15:00

  • 15:00 - 18:00    tanzhaus, Studio 1

    Backstage

    Räume und Geschichte(n) des tanzhaus nrw

    P. Husemann, K. Kleinschmidt, Studierende ZZT

    Mit Blick auf die 35jährige Geschichte des tanzhaus nrw sowie angesichts des bevorstehenden Wechsels der Intendanz befragen Studierende des Zentrums für Zeitgenössischen Tanz (ZZT) in Köln Mitglieder des Leitungsteams und Dozenten der Tanzakademie am tanzhaus nrw. Gegenstand der Live-Interviews sind u.a. die Bedeutung der Mitarbeiter für das Profil des tanzhaus nrw, ihr Engagement für kulturelle Vielfalt und soziale Inklusion sowie persönliche Überlegungen in einer Phase des institutionellen Umbruchs. Die Gespräche mit Bertram Müller, Angela Vucko, Dorothee Schackow, Jost Budde, Takao Baba und Carlo Melis können per Kopfhörer mitgehört werden. Ergänzt werden die Live-Interviews durch einen Audio-Walk durch unbekannte Räume des tanzhaus nrw am Eröffnungsabend des Kongresses.

    In deutscher Sprache

    Konzept:
    Pirkko Husemann (D) Theaterwissenschaftlerin, Tanzdramaturgin
    Katarina Kleinschmidt (D) Tanzwissenschaftlerin, Tänzerin
    Assistenz:
    Yvonne Franke (D) Studierende ZZT
    Von und mit:
    Tina Berger, Philine Herrlein, Valerie Kommer, Sebastian Krekow, Hannah Nürnberg, Antonia Steffens (D) Studierende des Zentrum für Zeitgenössischen Tanz der Hochschule für Musik und Tanz Köln

Sa, 8. Juni    16:00

  • 16:00 - 17:30    Capitol, Studio

    Kulturpolitik in der Postkolonie

    P. G. Canda, K. Kôkô, F. Linyekula, L. Van Kote, M.-A. Schmachtel, S. Schwarz, S. Sörgel, S. Thiersch
    Kulturpolitik in der Postkolonie© Elise Fitte-Duval

    Europäische Organisationen, Förderer und Veranstalter unterstützen die afrikanische Tanzproduktion durch Produktionsmittel und Residenzen, künstlerische Austauschprojekte oder Festivals für afrikanischen Tanz in Afrika und Europa. Was motiviert diese kulturelle „Entwicklungspolitik“ unter postkolonialen Bedingungen und welches sind ihre (positiven wie negativen) Auswirkungen? Sind die existierenden Programme und Netzwerke überhaupt an den tatsächlichen Bedürfnissen ausgerichtet? Welche lokalen und globalen Alternativen der Produktion und Präsentation werden von Seiten der Künstler entwickelt oder bestehen bereits?

    Panaibra Gabriel Canda (MZ), Koffi Kôkô (F/BJ), Faustin Linyekula (CGO/F), Stephanie Thiersch (D) Choreografen
    Laurent Van Kote (F) Ministère de la Culture et de la Communication
    Marc-André Schmachtel (D) Goethe-Institut Nigeria
    Stefan Schwarz (D) tanzhaus nrw, Dance Dialogues Africa

    Moderation:
    Sabine Sörgel (D/UK) Theaterwissenschaftlerin

Sa, 8. Juni    18:00

  • 18:00 - 19:30    Capitol, Club Video

    Die Renaissance der Tanzstädte

    C. Henne, B. Kisseler, J. Mannes, H.-B. Nordhoff, S. Sadowska, H. Schulze, A. Vita

    Tanz ist ein wichtiger Bestandteil städtischen Kulturlebens. Der professionelle künstlerische Tanz spiegelt die kulturelle Vielfalt einer Gesellschaft und ihre aktuellen Themen wider. Darüber hinaus übernimmt er zunehmend soziale, pädagogische und therapeutische Aufgaben. Außerdem gilt er als erfolgreicher Anziehungspunkt der Tourismuswirtschaft. Diese positiven Einflüsse werden jedoch in der Öffentlichkeit wenig wahr­genommen. Auf dem Podium diskutieren Politiker und Künstler über die Bedingungen choreografischer Arbeit in den Kommunen und untersuchen den Stellenwert des Tanzes in heutigen Stadtentwicklungskonzepten.

    Barbara Kisseler (D) Kultursenatorin Hamburg
    Jörg Mannes (D) Ballettdirektor Staatsoper Hannover
    Hans-Bernhard Nordhoff (D) Kulturberater, ehem. Kulturdezernent Frankfurt/M.
    Sabrina Sadowska (D) stellv. Ballettdirektorin Theater Vorpommern
    Holger Schultze (D) Intendant Theater und Orchester Heidelberg
    Anna Vita (D) Ballettdirektorin Theater Würzburg

    Moderation:
    Claudia Henne (D) Redakteurin rbb
    Konzept:
    BBTK/Bundesdeutsche Ballett- und Tanztheaterdirektoren Konferenz

So, 9. Juni    10:00

  • 10:00 - 12:00    tanzhaus, Studio 1

    Emerging Artists

    Zwischen Tanzausbildung und Tanzmarkt

    N. Haffner, J. Lešnierowska, B. Masuch, G. Naumann-Maerten, J. Pusch
    Emerging Artists© Matthias Quabbe

    In den letzten Jahren sind zahlreiche ­Ausbildungsgänge für Choreografie, Tanz, Tanzvermittlung oder Performance entstanden. Die Absolventen stehen einem zeitgenössischen „Tanzmarkt“ gegenüber, auf dem sich verschiedenste Formate entwickelt haben, um den Markteintritt zu ermöglichen. Doch sind Ausbildungsgänge und Tanzmarkt aufeinander abgestimmt? Ergänzen sie sich – oder stehen sie sich möglicherweise diametral gegenüber? Was erwartet ein freies Produktionssystem, was Stadt- und Staatstheater von jungen Künstlern? Berücksich­tigen Hochschulausbildungen diese Erwartungen? Wird „zu viel“ ausgebildet?

    Nik Haffner (D) Choreograf, Dozent Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin
    Joanna Lešnierowska (PL) Kuratorin, Dramaturgin, Kritikerin Adam Mickiewicz University Poznań
    Bettina Masuch (D) Kuratorin Tanz im August
    Jan Pusch (D) Choreograf Theater Braunschweig

    Moderation:
    Gabriele Naumann-Maerten (D) Kulturmanagerin

  • 10:00 - 12:00    Capitol, Studio

    Mindmap

    Erste Stunde eines Handbuchs für die Politik

    A. Wesemann, BBTK et al.

    Die Kulturförderung gehört auf kommunaler und Länderebene zu den sogenannten ­freiwilligen Leistungen. Setzt die Verwaltung den Rotstift im Haushalt an, sind an erster Stelle die Kultur und in Folge gerade der Tanz von Sparmaßnahmen betroffen. Wie kann ein Handbuch zu Beratung und Aufklärung von Kommunal- und Landespolitikern aussehen, damit der Tanz zum unverzichtbaren Bestandteil der Kulturförderung wird und fest in der Agenda verankert bleibt? Um den Tanz für die Politik greifbar und begreifbar zu machen, lädt dieses Labor ein, kreativ an den Inhalten für eine Art „Leitfaden“ zur Kunstform Tanz mitzuarbeiten.

    In deutscher Sprache

    Mit Gästen aus Politik und Tanz
    Moderation:
    Arnd Wesemann (D) ­Journalist, Redakteur tanz
    Konzept:
    BBTK/Bundesdeutsche Ballett- und Tanztheaterdirektoren Konferenz

So, 9. Juni    11:00

  • 11:00 - 13:00    tanzhaus, Studio 5

    RepNet Creates Debate:

    Repertoire-Compagnien neu definieren?

    H. Dohrmann, B. Heynderickx, M. Huber, L. Stefansdóttir, J. Strømgren

    Im Gegensatz zu den flexiblen Arbeitsmodellen der freien Szene wirken Repertoire-Compagnien auf den ersten Blick wie statische Gebilde. Welche Funktion – und welche Zukunft – können Compagnien mit eigenem Ensemble und festgelegter Spielverpflichtung in einer zunehmend globalisierten Tanzwelt haben? Was sind ihre besonderen Stärken und Schwächen in Kreation und Produktion? Und nicht zuletzt: Wie verschafft man sich ohne festen Choreografen eine künstlerische Identität? Getreu seiner Devise „Teilen und Lernen“ lädt das Netzwerk RepNet Choreografen, Tänzer, Kuratoren, Kulturmanager und Kulturpolitiker zur Diskussion.
    RepNet ist ein 2008 von fünf Repertoire-Compagnien – Carte Blanche (N), Iceland Dance Company (IS), Scottish Dance Theatre (UK), Skånes Dansteater (S), Tanzcompagnie Oldenburg (D) – gegründetes internationales Netzwerk, das zum Ziel hat, die Mitarbeiter der Compagnien regelmäßig gemeinsam fort­zubilden, sowie ästhetische und kulturpolitische Fragen zu diskutieren und öffentliche Diskurse anzustoßen.

    Honne Dohrmann (D) Direktor Tanzcompagnie Oldenburg
    Bruno Heynderickx
     (N) Künstlerischer Leiter Carte Blanche
    Meinrad Huber (D) Kulturmanager ecotopia dance productions
    Lára Stefansdóttir (IS) Tänzerin, Choreografin
    Jo Strømgren (N) Choreograf Jo Strømgren Kompani

    Konzept/Unterstützung:
    RepNet